Intel Pentium Pro Goldrausch vs. Sammlerstück?

Die goldene Intel Pentium Pro CPU nimmt unter Nostalgikern, Sammlern und Goldsuchenden einen besonderen Platz ein. Der nach heutigen Maßstäben große und wuchtig anmutende Prozessor mit einem Gewicht von 90g wurde Mitte der 90‘er produziert. Mit dem OEM Einführungspreis von etwa 1000$ war dieser Pentium einer der letzten, in großen Stückzahlen gefertigten Chips, die einen erwähnenswerten Goldanteil hatten.

In vielen Internetseiten wird in die Welt getragen, ein Pentium Pro habe etwas über ein Gramm Gold inne. In manchen Foren wird sogar von drei Gramm gesprochen, andere relativieren und berichten beim Einschmelzen von 0,7g reinem Gold. Dem goldfaszinierten Leser mag nun die Frage aufkommen, ob sich daraus ein lukratives Geschäft machen ließe. Ist der Pentium Pro ein Geheimtipp oder werden übertriebene Erwartungen geschürt?

Wir gehen der Frage genauer auf den Grund. Ein Exemplar kann in Deutschland ohne besondere Beachtung auf den Erhaltungsgrad bei Ebay meist ab 30 EUR inkl. Porto erstanden werden. Der Goldkurs liegt bei 37,91 EUR pro Gramm (Stand 1.3.2017). Beim langwierigen und kenntnisintensivem „Einschmelzen“ der CPU kommt dann die ernüchternde Erkenntnis. Es sind exakt 0,3g Gold die auf der Waage verbleiben. Dies gilt im Übrigen nicht für die schwarze Pentium Pro Version und auch nicht für das „Overdriveupgrade“ und auch nur dann, wenn das optimale Rückgewinnungsverfahren akkurat durchgeführt wird. Der vermeintliche Wert des Goldanteils liegt somit bei 11,37 EUR. Hiesige Goldschrotthändler geben derweil  circa 121,00 Euro/kg für Schrott welcher ausschließlich aus „Goldcap-CPUs“, wie dem Pentium Pro besteht. Anders ausgedrückt, der spezialisierte Recycler zahlt derzeit rechnerisch für eine CPU dieser Sorte im Ankauf etwa 11,11 EUR. In industriellen Maßstäben mag so eine enge Gewinnmarge lohnend sein. Für den Privatanwender stehen die Kosten für Chemikalien und Ausrüstung, sowie die aufgewendete Zeit und zumeist fehlendes Verfahrenswissen entgegen. Für private Goldjäger mit Hoffnung auf schnellen und einfachen Profit keine Option.

Freilich kann die Goldrückgewinnung im ambitionierten Chemieunterricht für Interesse sorgen. Die nicht ganz trivialen Reaktionen eignen sich in Experimenten Langeweile zu vertreiben. Wenn Intels Rechenknecht sich beispielsweise  in eine sich grün färbende Flüssigkeit löst und hieraus am Ende Gold gewonnen wird, erstaunt dies den einen oder anderen Schüler.

Wie schaut es mit dem Wert für die Sammler aus? Intel schweigt sich zu den Mengen die zwischen den Jahren 95 bis 98 vom Pentium Pro produziert worden sind auch auf Anfrage aus. Viele dieser CPUs wurden schon verschrottet und dem Recyclingkreislauf der Rohstoffe wieder zurückgeführt. Die ursprüngliche existierende Menge ist und wird somit weiterhin vermindert, was der Seltenheit entgegenkommt. Im technischen Einsatz dürften sich nach über 20 Jahren kaum noch CPUs befinden. Dennoch achten Sammler auf die Funktionalität sowie dem optischen Erhaltungsgrad. Vereinzelnd schlummern vor allem in Amerika noch CPUs in ungeöffnet Originalverpackungen und sind über alle Zweifel des Zustandes erhaben. Liebhaberpreise werden auch für Engineering-Samples gezahlt.

Allerdings sind, dass sei  abschließend geschrieben Prozessoren als Sammelobjekt noch kein großer Markt wie etwa Münzen oder Briefmarken. Auch kommt kaum eine CPU an die Markteinführungspreise heran. Die Keramikversion des Intel 4004 Prozessor ist hier eine rühmliche Ausnahme, kein Wunder- denn er war der erste Mikroprozessor des Unternehmens. Noch schwieriger zu ergattern dürfte der erste Mikroprozessor überhaupt sein, der seinerzeit 1968 von Texas Instruments das Licht erblickte und trotz dessen nicht in Serie ging.

Derzeitiges Fazit:

Goldjäger können bei einem Kaufpreis von unter 10 EUR bei der goldenen Pentium Pro CPU in Mengen zuschlagen und bei Scheideanstalten gewinnbringend verkaufen.
Sammler hingegen zahlen für gut erhaltene Stücke zwischen 25 EUR und sollten nicht mehr als 120 EUR ausgeben, abhängig von Zustand, Originalverpackung und ob es sich um einen der wenigen Engineersamples handelt.

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